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1985 – Pfarrer Gabriel Haf (li) und Pater Harald bei der 100-Jahr-Feier
Marienverehrung im Pfarrwald: Von der Lourdesgrotte zur Waldkapelle

Seit fast 140 Jahren zieht es Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts an einen kleinen Platz außerhalb Türkenfelds. Manche kommen regelmäßig, andere wie Wanderer und Radfahrer ganz spontan, weil sie gerade auf der Nebenstraße von Türkenfeld nach St. Ottilien unterwegs sind und von der Lichtung mit der kleinen Kapelle angezogen werden.

Zu denen, die hier im Laufe der Zeit zur Muttergottes gebetet haben, gehörten Ottilianer Mönche, bevor sie vom Türkenfelder Bahnhof aus ihre Missionsreise antraten, aber auch Männer, die in den 1. und 2. Weltkrieg zogen. Die meisten, und darunter nicht wenige Türkenfelderinnen und Türkenfelder, kommen aber aus ganz alltäglichen Gründen: Sie wollen einen Moment innehalten, ein kurzes Gebet sprechen, die Muttergottes in einem Anliegen um Beistand bitten oder eine Kerze anzünden. Und so fing alles an:

Eintrag im Verkündbuch des Jahres 1885

15. August 1885: „Samstag feiern wir das Fest Mariä Himmelfahrt zugleich Patrocinium unserer Pfarrkirche und Gemeinde. Früh ½7 hl. Frühmesse – 9 Uhr Kräuterweihe, dann Predigt und Hochamt; Nachmittag 2 Uhr feierliche Vesper. Nach der Vesper ist die feierliche Ein-weihung der Grotte von Maria Lourdes im Pfarrwald, wozu die Pfarrangehörigen eingeladen sind.“ Dieser Eintrag stammt von Albert Reiser, der von 1881 bis 1914 Pfarrer in Türkenfeld war.

 

Lourdesgrotte im Pfarrwald, foto- grafiert ca. Ende 1930er-/Anfang 1940er-Jahre

Während die heutige Waldkapelle nach Nordosten geöffnet ist, blickte ihr Vorläufer, die Lourdesgrotte, nach Osten und stand näher an der Straße. Grobe, übereinander geschichtete Tuffsteine liefen konisch bis zu einer Höhe von rund 2,50 Meter zu. Sprichwörtlichen Halt gaben der Grotte zwei stattliche Bäume links und rechts. Doch einem Wirbelsturm am 28. Juli 1946 hielten beide nicht Stand. Auch die Lourdesgrotte und nahezu der gesamte Baumbestand des Pfarrwaldes wurden bei dem verheerenden Unwetter zerstört. Einer der wenigen Bäume, die überlebten, ist die knorrige Linde rechts neben der heutigen Kapelle. Sie stand vermutlich schon da, als die Lourdesgrotte 1885 eingeweiht wurde.

1961: Neubeginn nach 15 Jahren

Die schwierige Situation nach dem 2. Weltkrieg war wohl der Hauptgrund, dass erst 1961 an gleicher Stelle im Pfarrwald die jetzige Waldkapelle errichtet werden konnte. Pfarrer Adolf Kiefer weihte sie am 15. August 1961 ein. Viele hatten davor zum Gelingen beigetragen. Gläubige spendeten 11.903,53 DM, einige Pfarrangehörige leisteten die Bau- und Maurerarbeiten, andere errichteten den Dachstuhl in Eigenregie. Auch Türkenfelder Handwerker wie der Schlossermeister Georg Resch mit Sohn Friedrich wirkten an der Ausgestaltung mit. Die schmiedeeisernen Tore, Kreuz und Leuchter stammen aus seiner Werkstatt. Die Schutzmantelmadonna im Innern wurde zur Einweihung der Kapelle gestiftet, geschnitzt hat sie der Münchner Bildhauer Erwin Weißenberger. Die bunten Glasfenster, von denen heute nur noch das linke erhalten ist, fertigte Erwin Heller aus Eresing.

1961 – Pfarrer Adolf Kiefer weiht die Schutz-mantelmadonna und die neu errichtete Kapelle

1961 – Prozession zur Waldkapelle anlässlich der Einweihung

Jubiläen

Als am 15. August 1985 Pfarrer Gabriel Haf mit vielen Gläubigen den 100. Jahrestag an der Waldkapelle feierte, hatte sich der Baumbestand im Pfarrwald längst wieder von dem einstigen Wirbelsturm erholt. Die Kapelle selbst musste seit ihrem Bestehen immer wieder repariert werden, unter anderem am Dach. Auch 2010 bekam die Kapellenlinde zum 125. Jahrestag zum Beispiel eine neue Sitzbank. Gestiftet hatte sie damals eine Türkenfelderin, der die Waldkapelle wie vielen Generationen zuvor ans Herz gewachsen war. Dass sich daran auch 14 Jahre später nichts geändert hat, zeigt die große Spendenbereitschaft für die Instandhaltungsarbeiten des Jahres 2024.

Gerhard Meißner
Erschienen in der Winterausgabe 2024 – TiB Nummer 44, Seite 15

 

2024 - Die Waldkapelle mit frischem Anstrich und Kupferverkleidung
Schutzmantelmadonna im Innern der Kapelle
Ein wasserdurchlässiger Belag für den Weg und eine erneuerte Bank rund um die Linde
23. November 2024 - Marienandacht zur Renovierung mit Pfarrer Maurus B. Mayer und Diakon Stephan Weis