Will man etwas über das Baujahr der alten Schmiede am Weiher in Erfahrung bringen, muss man weit in der Zeit zurück gehen! Aber auch dann lässt sich ein genaues Datum nicht finden. In einer alten Flurkarte aus dem Jahr 1864 ist ein kleines Gebäude an der Ostseite des Weihers eingezeichnet. Die Grundstücke dort gehörten damals zum Schloss. Auf einer Bilder-Postkarte aus dem Jahre 1899 sieht man das Gebäude, in dem die Schmiede untergebracht war, noch mit einem Satteldach gedeckt. Auch ein kleiner Anbau an der Nordseite ist zu erkennen. Nach dem späteren Einbau eines Dachgeschosses, das auch heute noch existiert, wurde das Gebäude mit einem raumbringenden Krüppelwalmdach eingedeckt. In diesem Zusammenhang wurden auch die Außenmauern verstärkt. Auf einem alten Foto des Jahres 1928 ist auch ein Schleppdach an der Ostseite zu erkennen.
Eine Schmiede im Ort zu haben, war über all die Jahre vor allem für ansässige Handwerker und die Landwirtschaft wichtig. Die holzverarbeitende Zunft, ein Wagner, baute Holzspeichen-Räder für landwirtschaftliche Anhänger, in der Schmiede wurden sie dann „eisenbereift.“ Wer sich’s im Dorf leisten konnte, ließ auch seinen Eisstock für das beliebte „Eisstockschieben“ auf dem Dorfweiher in der Winterzeit mit einem Eisenband versehen. Damit wurde die Haltbarkeit des Eisstocks erheblich gesteigert. Wer damals schon ein Pferd besaß, musste es hin und wieder mit neuen Hufeisen beschlagen lassen. Ein Schmiedemeister wusste natürlich auch, wie man Pferdehufeisen schmiedet, sie anpasst und dann die Hufe damit beschlägt! Gewiss war die Palette der hergestellten Dinge viel umfangreicher als hier erwähnt!
Ursprünglich war die Schmiede im Besitz der Gemeinde und wurde einem Dokument (Kaufbrief) vom 11. Oktober 1885 zufolge an den Schmiedemeister Andreas Westermair, der aus Geltendorf kam, für den Betrag von 150 Gulden übereignet. Der nachfolgende Eigentümer wurde dann Schmiedemeister Johann Thalmayr aus Türkenfeld. Dessen Sohn Johann, der „Schmied-Hansl“ (s. o. Titelbild), übernahm als nächstes die Gewerke und führte sie bis in die 1980er Jahre. Danach kam wieder ein Johann Thalmayr, der letztlich das ganze Ensemble am Weiher – Wohnhaus, Tankstelle, Werkstatt und die Schmiede, die längst schon als Autowerkstatt genutzt wurde – an Peter Schauer aus Türkenfeld verkaufte. Nachdem das Gebäude nun keine Werkstatt mehr war, machte sich Sohn Tobias Schauer Gedanken über eine weitere sinnvolle Nutzung der Alten Schmiede. Er entschied sich für den Einbau einer Dachgeschosswohnung. Dafür musste er das Objekt allerdings erst einmal von seinem Vater erwerben!
Es war schon eine gewagte Entscheidung mit dem Wohnungsausbau, zumal umfangreiche Bau-arbeiten auf Erledigung warteten. Eine der ersten Baumaßnahmen war, einen Teil der Decke in der Schmiede zu schließen. Bedingt durch eine Hebebühne für Autos war die Decke an dieser Stelle offen. Dann folgte der Abbau des gesamten Dachgeschosses. Jetzt konnte der Dachstuhl in Angriff genommen werden. Geplant war es, den alten Dachstuhl zu erhalten und nur notwendige Repara-turen durchzuführen. Der beauftragte Zimmerermeister meldete jedoch sofort Bedenken bezüglich des Zeitaufwandes an und schlug vor, den gesamten Dachstuhl im selben Stil neu aufzubauen, was letztlich die Kosten reduzierte. So krönt heute ein neuer Dachstuhl die Alte Schmiede. Das Holz des alten Dachstuhles konnte größtenteils gut für den weiteren Innenausbau verwendet werden. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass Türkenfelds Bürgermeister Emanuel Staffler diesem Bauvorhaben stets positiv gegenüberstand und immer ein Ansprechpartner war, wenn es Probleme gab.
Wo es möglich ist, packt Tobi Schauer beim Umbau der Alten Schmiede selbst an. Deshalb wird sich die Fertigstellung auch noch eine Weile hinziehen. Anders als ursprünglich geplant ergibt sich im Erdgeschoss noch eine Räumlichkeit, die eventuell als kleine Wohnung oder als Geschäftsraum genutzt werden kann. Aber trotz all der Veränderungen am Gebäude – in den Grundmauern bleibt es doch die Alte Schmiede von Türkenfeld!
Erschienen in der Winter TiB – Ausgabe 47, Seite 11, Waldemar Ludwig









