Seit 1969 ist Traudl Bernhard im Türkenfelder Frauenturnen wie keine andere verwurzelt – anfangs als Teilnehmerin, später als Leiterin. Auf ihre Initiative hin startete im Herbst 1999 auch die Seniorengymnastik. Sie findet bis heute unter ihrer Leitung im Pfarrheim St. Georg sowie im TSV Sportheim statt.
Zur Vorgeschichte…
Es war einmal – so beginnen viele Geschichten, und diese hier hat sich wirklich ereignet – im Jahre 1968, als die junge Traudl Bernhard auf der Suche nach einer Möglichkeit war, mit Gleichgesinnten Gymnastik zu betreiben. Nachdem in Türkenfeld zu dieser Zeit nichts Derartiges zu finden war, sah Traudl sich gezwungen, über die Gemeindegrenze hinaus nach einer solchen Möglichkeit zu suchen. Fündig wurde sie in Schondorf am Ammersee. Im Saal des Gasthofs Drexl veranstaltete Frau Yberle, Sportlehrerin an der Mädchenschule in Dießen, eine Gymnastikstunde für Frauen. Männer wären auch willkommen gewesen, aber die waren zu dieser Zeit eher nicht an Gymnastik interessiert, heißt es. Ein paar Mitturnerinnen aus Türkenfeld waren schnell gefunden, und schon ging es einmal die Woche mit einem Auto voller Frauen nach Schondorf zur sportlichen Betätigung.
Nach einem Jahr des Pendelns reifte die Idee, das Gleiche auch in Türkenfeld zu machen. Man müsste nur noch die Sportlehrerin Frau Yberle davon überzeugen! Auch diese Hürde konnte nach einem intensiven Gespräch genommen werden. Bald also sollte die Gymnastik für Frauen (oder im Prinzip für jedermann) in Türkenfeld stattfinden. Weitere Teilnehmerinnen bzw. Interessierte ließen sich schnell über Mundwerbung gewinnen. Im Oktober 1969 war es dann soweit: Eine Gymnastikgruppe wurde ins Leben gerufen. Als Sportstätte konnte freundlicherweise der Saal im Gasthof Drexl in Türkenfeld genutzt werden. Damit rechtlich wie versicherungstechnisch alles seine Ordnung hatte, suchte man umgehend den Anschluss an den Turn- und Sportverein Türkenfeld e.V., der dann auch vollzogen werden konnte.
Seitdem gehört diese Gymnastikgruppe zum TSV Türkenfeld. Von nun an traf man sich regelmäßig jeden Donnerstag um 19 Uhr zum „Sporteln“. Teilnehmerinnen waren dabei Frauen jeden Alters.
… und so ging es weiter …
Nach der Fertigstellung des Schulneubaues mit Turnhalle und Schwimmbad im Jahr 1970/71 konnte ab Oktober 1972 die Schul-turnhalle als neue Sportstätte für die Gymnastikgruppe genutzt werden. Bis 1982 wurde die Gymnastik dort von der Sportlehrerin Frau Yberle aus Dießen geleitet. Danach übernahm Traudl Bernhard die Verantwortung für die Gruppe. Erfahrung konnte sie ja schon vorher sammeln, da sie bei Ausfall von Frau Yberle, sei es wegen Krankheit oder anderer Dinge, die Gruppe stets angeleitet hatte. Zu den bislang erworbenen Kenntnissen im Bereich Turnen und Gymnastik musste sie die Ausbildung zur Übungsleiterin beim Bayerischen Landes-Sportverband absolvieren. Den Lehrgang bestand sie mit Bravour. Aber auch im weiteren Verlauf ihrer Tätigkeit als Übungsleiterin galt es, sich durch Weiterbildung auf dem Laufenden zu halten.
Natürlich werden auch Turnerinnen älter, und so manche Teilnehmerin konnte die gestellten Anforderungen körperlich nicht mehr erbringen und blieb dem doch eigentlich für die Gesundheit so wichtigen Bewegungsprogramm fern. Diesen Verlust an Teilnehmerinnen wollte Traudl nicht länger akzeptieren. Der Gedanke, eine seniorengerechte Gymnastik anzubieten, war geboren. In der Umsetzung führte dies zur Bildung einer weiteren Gruppe, die aber nicht mit dem TSV in Verbindung stehen sollte. Nach Rücksprache mit unserem damaligen Gemeindepfarrer Georg Kapfer konnte der große Saal im Pfarrheim dafür genutzt werden. Dort trifft man sich seit Herbst 1999 montags von 09:45 bis 10:45 Uhr zur Seniorengymnastik. Die Pfarrheimgruppe ist mit circa 26 Personen immer gut besucht.
Aber nicht nur die Turnerinnen werden älter, nein, auch die Trainerin, und die Zunahme an Kursen durch die Senioren-Gymnastik erhöhte auch die Belastung. Eine Entlastung brachte dann die Übernahme des Kurses am Donnerstag in der Schulsporthalle durch Renate Mang aus Zankenhausen, so konnte sich Traudl Bernhard dann voll auf „ihre“ Senioren konzentrieren und das Gymnastik-Angebot sogar erweitern. Eine weitere Seniorengruppe trifft sich am Montagnachmittag im Sportheim von 16 bis 17 Uhr und am Donnerstag von 18 bis 19 Uhr.
… ein Ausflug zum Saisonabschluss gehört dazu …
Mit den mobileren Teilnehmerinnen wird zum Saisonabschluss, mit Beginn der Sommerferien, in aller Regel eine gemütliche Radtour unternommen. Natürlich muss es am Ziel eine Einkehrmöglichkeit geben! Für die weniger mobile Pfarrheimgruppe bietet ein Ausflug mit dem Bus die Alternative. Bei der Auswahl des Ausflugsziels wird auf die eingeschränkte Mobilität sowie auf kurze Fahrtdauer ein besonderes Augenmerk gelegt. Denn warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Hier zwei besuchte Ausflugsorte:
Crescentia-Kapelle bei Dienhausen, Nähe Denklingen: Dort hat ein Baumeister aus Dankbarkeit für die Heilung seines Sohnes im Jahr 1990 eine Kapelle erbaut. Aber nicht nur das: Jedes Jahr fügt er ein kleines Stückchen hinzu, hier einen Kreuzweg, dort eine Mariengrotte – inzwischen ist eine kleine Wallfahrtsoase entstanden. Hofcafé Villa Möstl in Oberbeuern: Zum Programm gehörte ein Vortrag über Kräuter bei duftendem Kaffee und leckeren Kuchen sowie der anschließende Besuch des Dießener Marienmünsters.
Traudl Bernhard ist heute (2021) noch gerne bei der Sache. Ihr Ziel, Menschen, selbst im hohen Alter, noch eine Basis zur Gesunderhaltung anbieten zu können, verfolgt sie nach wie vor. Daran hat sich auch nach jahrzehntelanger, ehrenamtlicher Tätigkeit nichts geändert. Der Dank der Teilnehmerinnen ist ihr Lohn dafür. Dennoch, Traudl wird heuer das achtzigste Lebensjahr vollenden, und da darf man schon mal über eine Ablösung nachdenken. Sollte unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, jemand sein, der Freude daran hätte, dann bitte bei der Traudl melden! Auf bald bei der Seniorengymnastik.
Waldemar Ludwig
Erschienen in der TiB Nr. 33, Frühjahr 2021, Seite 2 – 3